Marketing-Gag der Weinindustrie oder ernstzunehmender Fortschritt in der Weinbergsarbeit.
Um diese Frage ausreichend beantworten zu können, müssen vorerst einmal andere Fragen geklärt werden.
Immer wieder hört und liest man heute von Winzern, die Ihre Weinberge nach einer Methode namens Selektion Marsalle bepflanzen. Doch was sich eigentlich dahinter verbirgt wissen die Wenigsten. Ist es ein besonderer Klon?
Es ist die beste Selektion aus den eigenen, bereits im Weinberg stehenden Reben.
Bei dieser Methode werden von den besten Reben einer Rebsorte eines Weingutes Stecklinge geschnitten. Diese werden über ein Jahr gehegt und gepfelgt um dann auf bestehende Unterlagsreben aufgepfropft zu werden.
Das heißt, anstatt neue (einjährige) Reben von der Rebschule zu holen, werden die bestehenden Reben, die sich besonders bewährt haben vervielfältigt. Dies ist alles andere als ein neuartiges Prozedere. Vielmehr ist dies eine uralte Methode, die gang und gäbe war, bevor die Reblaus die Rebschulen notwendig machte.
Der naheliegendste Vorteil der Selektion Marsalle zur Erneuerung von Weinbergen, ist die größere genetische Vielfalt des Rebmaterials. Denn, wie bei allem in der Natur, ändert sich auch eine Rebe über die Zeit. Sie passt sich den Bedingungen an, um optimal mit den Gegebenheiten umgehen zu können. Innerhalb der Monokultur ‚Weinberg‘ gibt es also mehr Vielfalt, was am Ende eine einfachere Pflege der Weinberge, tendeziell weniger desaströse Rebkrankheiten und folglich auch häufig weniger Gebrauch der Chemiekeule bedingt.
Häufig zeichnen sich solche Reben durch eine gleichmäßigere Reife der Beeren innerhalb der Trauben und einen vielfältigeren Geschmack aus. Nach meiner Einschätzung (Achtung: alles andere als wissenschaftlich fundiert) bilden Reben die nach dieser Methode gepflanzt wurden den Teil des Terroirs besser ab, der auf das Zusammenspiel von Rebe, Boden und Mikroklima des Weinbergs zurückzuführen ist. Die Weine sind individueller und unterscheiden sich eher von Weinen aus benachbarten Parzellen, als Weine die aus den hoch-standardisierten Reben aus der Rebschule stammen.
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