Diese Grundsätze sollten Sie sich in die Küche hängen.
Dies ist wohl die einfachste Idee und gleichzeitig wichtigste Grundregel. Zumindest bei der Qualität der Produkte stimmt das voll und ganz. Bodenständige Gerichte passen am besten zu bodenständigen
Weinen. Im Umkehrschluss sollten edle Speisen auch mit edlen, tiefgründigen Weinen kombiniert werden.
Es macht einfach Sinn, sich an der Intensität beider Komponenten zu orientieren. Intensive Gerichte brauchen intensive Begleiter, leichte Gerichte passen am besten auch zu leichten Weinen. Wird diese
Grundregel misachtet hat man weniger von beidem. Entweder wird der Wein übertüncht, oder das Essen. Dabei gilt es auch immer auf die Extrakt- und Restzuckerwerte im Wein zu achten. Viel Extrakt und
eine damit einhergehende Süße oder Restsüße Weine sind besser geeignet für scharf-würzige Gerichte als komplett trockene Weine mit geringerem Extrakt.
Man muss sich entscheiden. Entweder kombiniert man mit der Harmonie im Fokus, oder einem Gegensatz um besondere Momente zu schaffen. Hummer in einer sähmigen Sauce zum Beispiel passt in der
Harmonievariante wundervoll zu Chardonnay aus der neuen Welt, Bourboulenc oder Viognier von der Rhône. Alle Komponenten sind reichhaltig und kremig. Bei der Kickvariante kann ich mir zum selben
Gericht wunderbar einen Champagner oder Crémant de Bourgogne vorstellen. Die straffe Säure und die Bubbles werden eine Sensation ergeben. Wichtig hier, dass der Schaumwein genug Schmelz und Tiefgang
hat um auf Dauer mit dem feinen Aroma des Hummers mitzuhalten.
Salzigkeit im Essen ist ein perfekter Kontrast zu Säure im Wein. Gebeizter Lachs und Blanc de Blanc Brut, Parmesan und Chianti, Sushi mit Sojasauce und trockenem Riesling. YUM!
Salzigkeit ist auch in Komination mit Süße ein echter Hit. Asiatische Gerichte mit Sojasauce und Riesling Kabinette verbinden sich im Mund zu einem wahren Feuerwerk. Etwas ganz neuem, das beide nicht
ohne den jeweiligen Partner gekonnt hätten. Jeder der schonmal Stilton mit Portwein, oder Roquefort mit Monbazillac hatte wird mir da bedenkenlos zustimmen.
Fleisch mit hohem Fettgehalt braucht einen Gegenspieler, der in Intensität, Struktur und Konzentration ähnlich geschaffen ist. Ein gut balancierter Cabernet Sauvignon oder ein Merlot wirken hier
Wunder. Die imense Struktur der Weine kann mit der Wuchtigkeit des Fleisches gut umgehen. Gleichzeitig macht die Reichhaltigkeit und das Fett die Tannine dieser Weine sanfter. Californischer Cabernet
oder südafrikanischer Shiraz mit gegrilltem Steak, oder Medoc-Bordeaux mit Lamb. Fett mit Power ist auch das Grundgeheimnis der 'all-time favorite' Kombination aus Foie gras und Sauternes.
Es ist nicht überraschend, dass sich Gerichte mit Fruchtkomponente, z.B. Schweinenacken mit sautierten Äpfeln, gegrilltes Hühnchen mit Marillenglasur oder Entenbrust mit Feigen, ausgezeichnet
mit fruchtigen Weinen kombineren lassen. Gewürztraminer, Muscat, und restsüße Riesling finden hier perfekte Gegenspieler. Auch Boujolais und Zweigelt können hier (leicht gekühlt) groß aufspielen.
Umami, der 5. Geschmackssinn wird beim kombinieren mit Wein häufig vergessen. Häufig kann auch Wein, besonders in gereifterem Stadium, eine herzhafte Komponente mitbringen, die ein Gericht in
Kombination zum vollendeten Genuss macht. So zum Beispiel entwickelter Silvaner vom Muschelkalk mit Thunfisch Sashimi. Sojasauce braucht man hier nicht mehr, Salzigkeit und Umami bringt der
Wein. Oder andersrum am Beispiel von vorhin, Steak mit südafrikanischem Shiraz. Bringen Sie jetzt noch geröstete Pilze und Tomaten mit ins Spiel geht die Nummer noch mehr durch die Decke.
Wenn man Weine mit Dessert kombiniert, seien sie vorsichtig mit der Süße. Ist das Dessert Süßer als der Wein, schmeckt er wässrig und charakterlos. Der Wein sollte immer etwas süßer sein als
das Dessert. Im Zweifel kann man sich bestens an Vindoux Naturell aus Rivesault oder Ähnliches halten, zum Beispiel zum Schoko-Fondant, oder zum einfachen Cookie einen Madeira aus Sercial.
Es gibt Weine die sind zum Essen universell einsetzbar, andere brauchen spezielle Partner. Flexibilität ist hier das Zauberwort. Im Fass gereifte Burgundersorten werden fast überall auf der
Welt produziert, sind aber wenn es um Essenspartner geht nicht sehr einfach zu kombinieren. Der hohe Alkoholgehalt und Toastaromen vom Ausbau im Holz machen den Wein mit Essen häufig recht
hart. Silvaner oder Rieslinge hingegen zeigen sich nach meiner Erfahrung ungemein flexibel wenn es um Kombinationen mit Essen geht. Beide haben eine frische Säure, die einen fast zum Essen drängen.
Hatte man einen Bissen, will man wieder zurück zum Wein. So schaukelt man sich einfach zum Genuss.
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