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Bierproben

Landläufig steht München für höchsten Biergenuss. Doch gibt es neben den Großen auch viele Kleine die es zu entdecken gilt. Den Unterschied erkennen Sie am besten bei einer Probe!

 

Es gibt auf der Welt über 150 unterschiedliche Bierarten. Verschiedenste Variationen und dazu tausende Bier-Marken und hunderttausende kleine Brauereien mit ihren eigenen Interpretationen. Dabei trinkt man fast immer das Gleiche. Dadurch beantwortet sich die Frage: „Wofür oder warum soll ich eine Bierprobe machen“ eigentlich von selbst. Die Welt der Biere ist unglaublich vielfältig und es ist eigentlich fast für jeden Geschmack etwas dabei.

 

Biertasting in München

 

Biergenuss ist ein sinnliches Erlebnis. Je mehr Sinne daran beteiligt sind, desto besser. 
Bier, egal ob es ein „gewöhnliches Bier“, ein Charakterbier, ein spezielles Gourmetbier, oder ein Craftbier sollte eines tun – es soll Spaß machen! Aber nehmen Sie sich ruhig mal die Zeit und schalten Sie alle Sinne ein. Das Erlebnis wird ein anderes sein als Freitagabends mit den Kumpels in der Kneipe.

 

Hören


Bier kann man hören! Das zischende Geräusch der entweichenden Kohlensäure beim Öffnen

der Flasche kann so manch besondere kleine Glücksmoment liefern. Vor allem nach getaner Arbeit. In diesen ‚das-hab-ich-mir-verdient-Moment‘ kann sich mit Sicherheit jeder von Ihnen hineinversetzen. Das Gluckern des einfließenden Bieres verspricht erneut einen akustischen Höhepunkt. Hören Sie die feinen Bläschens des Schaums und die prickelnde Kohlensäure, wenn Sie das Bier in ein (sauberes) Glas füllen. Und nicht zuletzt das Zischen beim löschen

des Brandes nach einem beherzten Schluck. Bier hat akustisch einiges zu bieten! 

 

Sehen


Der Mensch ist ein visuelles Wesen. Wir nehmen die Welt um uns mit unseren Augen besonders intensiv wahr. Beim Mann ist dies evolutionsbedingt noch mehr ausgeprägt als bei der Frau, die eher auf akustische Signale getrimmt ist. Wen wunderts?
Ob Mann oder Frau, prüfen Sie das visuelle Erscheinungsbild des Bieres. 
Welche Farbe hat das Bier? Das Spektrum der Bierfarben reicht von goldblond über kupferrot und braun bis hin zu tiefschwarz. Sehen Sie die Bläschen aufsteigen, bis sie im Schaum verschwinden. Sehen Sie wie der Schaum aufsteigt und über dem Glasrand eine Schaumkrone bildet. Welche Farbe hat der Schaum? Ist er schneeweiß, oder hell- bis dunkelbraun? Ist das Bier klar und glanzfein oder hat es eine opalisierende Trübung?

 

Riechen

 

Die Nase ist ein Wunderwerk der Natur. Sie kann bis zu 100-mal mehr wahrnehmen als Zunge und Gaumen. Hinzu kommt, dass alle Aromen durch die Nase wahrgenommen werden. Der Gaumen kennt nur 5 Geschmacksrichtungen. Die Nase kann hunderte Aromaeindrücke differenzieren. Also prüfen Sie das Bouquet des Bieres mit all seinen Aromen. Führen Sie die Nase dafür über das Glas und schnüffeln erst leicht. Dann Atmen Sie das volle Bouquet des Bieraromas ein. Können Sie bestimmte Düfte eindeutig identifizieren? Welche Assoziationen gehen ihnen hier durch den Kopf? Je nach Bierart, Malzanteil, Hopfen und zur Herstellung genutzten Brau- und Lagertechniken können diese extrem variieren. Von Zitrusfruchtig über herbkräutrig zu milchig/laktisch und röstaromatisch-rauchig. Das Riechen wird beim Biergenuss häufig unterschätzt. So kann und sollte manches Bier im Laufe des Verkostungsprozesses auch ruhig ein paar Mal im Glas geschwenkt werden (wie ein Wein) damit sich auch Aromastoffe die nicht so flüchtig sind durch den Kontakt mit Sauerstoff besser lösen. Dies sollte allerdings nicht zu häufig geschehen, außer Sie stehen auf lacke Hopfen-Brühe.

 

Antrunk

 

Jetzt ENDLICH der erste Schluck. Dieser wird beim Biertasting Antrunk genannt. Wie ist der erste Eindruck? Dominiert Süße, Säure oder Bittere? Prüfen Sie den Geschmack auf Intensität und Harmonie der verschiedenen Eindrücke. Hier können Sie auch versuchen Sie erste Aromen im Geschmack zu identifizieren. Whoop! Wadde mal. Schrieb ich nicht eben noch, dass alle Aromen nur mit der Nase wahrgenommen werden? Ja, so ist das auch. Allerdings verflüchtigen sich bestimmte Aromen erst durch die Wärme im Mundraum und steigen durch den Rachen und kleine Kanäle vom Mund in die Nase auf. Dort werden sie dann von den Geruchsrezeptoren wahrgenommen und vom Hirn interpretiert. Je nach Erfahrung und Sozialisation kommen dem bewussten Genießer dann die unterschiedlichsten Assoziationen in den Kopf. Was für den einen nach Zitrone, Quark und Karamell riecht, ist für den anderen Oma’s Käsekuchen. Probieren geht hier über studieren. Und man sollte Toleranz den anderen Schnüfflern gegenüber bewahren. Aber bitte dabei immer schön auf dem Teppich bleiben. Authentizität ist König.

 

Schmecken


Prüfen Sie den Geschmack (Gesamteindruck). Wie hat sich der Geschmack weiterentwickelt? Sind Süße, Säure und Bittere in gleichem Maße vorhanden oder dominiert ein Part? Welche Aromen steigen nun in die Nase auf? Sind es viele, oder wenige? Sind es die bereits im Antrunk erlebten oder andere? Je nachdem wie diese Antworten ausfallen ist das Bier als eindimensional oder komplex zu beschreiben. Ergibt sich durch das Zusammenspiel eine Struktur die den Körper des Bieres trägt? Wenn man in dem Zusammenhang von Struktur spricht, meint man die Intensität der Bitterstoffe und deren Verwebung mit Säure und Süße. Dominiert die Hopfenbittere, spricht man häufig auch von einer ausgeprägten Bitterstruktur. Dominiert die Säure, hört man eher mal von einer Säurestruktur. Die Frage ist hier neben der Intensität auch immer die der Qualität. Wirkt ein Geschmackseindruck plump, oder ist er engmaschig verwebt und zeigt dadurch einen gewissen Grad an Finesse?

 

Fühlen


Bitte kommen Sie jetzt nicht auf die Idee mit den Händen in Ihrem Glas zu wühlen! Denn auch mit dem Mund lässt sich vornehmlich fühlen. Auch abseits des Knutschens. Prüfen Sie den Körper/Korpus des Bieres. Die Vollmundigkeit. Und die Rezens, also das Prickeln des Bieres. Hat das Bier viel Kohlensäure (CO2), so spricht man von einer hohen Rezens. Lebendig ist das in diesem Zusammenhang meistgenannte Adjektiv. Zeigt sich das Bier mundfüllend (auch bei kleinen Schlücken) oder ist es eher Schlank und lädt zum Durstlöschen ein? Der Körper eines Bieres wird maßgeblich durch den Stammwürzgehalt und den Alkohol bestimmt. Stellt sich nach dem Schlucken ein wärmendes Gefühl im Mund ein, so liegt das am Alkohol. Dieser wärmende Effekt kommt von einer Weitung der Blutgefäße im Mund und einem dadurch erhöhten Blutfluss. Auch von Mineralik im Bier wird hin und wieder gesprochen. Diese kommt nicht durch zugesetztes Salz, sondern durch die aus Hopfen und Malz gelösten Mineralstoffe. Fühlen kann man diese Mineralik durch einen erhöhten Speichelfluss an der Zungenwurzel.

 

Abgang


Wie zeigt sich die Intensität der Geschmackseindrücke über Zeit? Wie lang und intensiv wirken die verschiedenen Komponenten nach? Besonders die Bitterstoffe stehen hier im Fokus. Verbinden sich diese Bitterstoffe mit malziger Süße, so spricht man gerne von aromatischer Bitteren. Steht sie alleine, wird die Bittere als trocken beschrieben.

 

Reflektieren


Wie ist Ihr Gesamteindruck des Bieres? Ob Sie es genossen haben ist natürlich die wichtigste Frage. Aber darüber hinaus ist jetzt gut zu differenzieren, ob das Bier in allen Phasen Präsenz zeigte oder ob sich doch an der ein oder anderen Stelle Lücken präsentierten. 
Und natürlich die wichtigste Frage: Darfs noch eins sein?

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